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Die Rückkehr des weiblichen Prinzips

Die Rückkehr des weiblichen Prinzips

Die stille Sehnsucht der Menschheit

vonInaqiawa
Deutsch, Erscheinungstermin 10.08.2020
lieferbar

Buch (broschiert)

18,00 €
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eBook (EPUB ohne DRM)

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Ihr Roman ¿Die Rückkehr des weiblichen Prinzips¿ war von Inaqiawas Wunsch nach Veränderung bestimmt. Sie ersann eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit, Respekt und Achtsamkeit eine große Rolle spielen. Der Roman wurde 2010 zum ersten Mal veröffentlicht und hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Um den...

Informationen zum Titel

978-3-948885-01-4
10.08.2020
2020
5
erweiterte und korrigierte Auflage
Buch (broschiert)
344 g
260
140 mm x 200 mm x 19 mm
Color of cover:, München
Deutsch
Alternativweltgeschichten, Feminismus und feministische Theorie, Belletristik: religiös, spirituell, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Umwelt, Soziale Einstellungen, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Soziales, Belletristik: allgemein und literarisch, Körper und Geist, Selbstversorgung und nachhaltige Lebensstile, Dystopische und utopische Literatur, Prognosen, Zukunftsstudien, Biografien: allgemein, Soziale Folgen von Katastrophen, Biografischer Roman, Kinder/Jugendliche: Spekulative, utopische und dystopische Literatur, Soziale Diskriminierung und Gleichbehandlung, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik
Ihr Roman ¿Die Rückkehr des weiblichen Prinzips¿ war von Inaqiawas Wunsch nach Veränderung bestimmt. Sie ersann eine Zukunft, in der Nachhaltigkeit, Respekt und Achtsamkeit eine große Rolle spielen. Der Roman wurde 2010 zum ersten Mal veröffentlicht und hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Um den aktuellen Entwicklungen Rechnung zu tragen, verfasste Inaqiawa für die nun 5. Auflage einen neuen Schluss. Dieses Buch liefert keine Antworten auf die dringlichsten Fragen der Menschheit, sondern wirft Fragen auf. Was wäre, wenn wir alles umsetzen würden? Warum tun wir es nicht? Denn wenn erst eine ausreichend große Menge an Menschen die Sehnsucht in sich entdeckt, harmonischer und nachhaltiger zu leben, dann wird sich ihr Verhalten auf die große Masse übertragen. Davon ist Inaqiawa überzeugt.
Merlina forscht als „Hüterin des alten und neuen Wissens“ in den seit Jahrhunderten verschlossenen Archiven der Menschheit und bringt Unglaubliches ans Licht. Sie erkennt, wo die Menschheit in die falsche Richtung abbog und weshalb Frauen jahrhundertelang solch schlechte Karten hatten. Der Zusammenbruch der damals herrschenden Strukturen nach einer Klimakatastrophe war wohl unvermeidbar.
Doch in der Folge schufen die Frauen eine neue Welt. Ein Miteinander, in dem jeder Mensch dieselben Chancen hat, gleichberechtigt ist und Verantwortung übernimmt. Die Frauen setzten menschlichem Leid und dem Raubbau an der Natur ein Ende. Ein neues spirituelles Bewusstsein führte zurück zum Wesentlichen: Die Menschen dienen heute ihrer Erde.
Nachhaltigkeit und ein respektvoller Umgang mit der Umwelt und den Mitmenschen sind für Merlina und ihre Generation selbstverständlich. Alle lieben, was sie tun, und stehen dafür ein. Herzensenergie und das weibliche Prinzip bestimmen das Zusammenleben. Denn das weibliche Prinzip ist nährend, bewahrend und empfangend. Es ist auf natürliche Weise verbunden mit allem.

Erweiterte und korrigierte 4. Auflage.
Die 4. Auflage ist von der Autorin um mehr als 65 Seiten erweitert und aktualisiert worden. Das Ende des Romans ist ein ganz anderes ... aktueller und wichtiger denn je.
Jahrgang 1954, lebt in Otterstedt bei Bremen, arbeitet als Autorin und Schamanische Heilerin. Seit über 35 Jahren begleitet Inaqiawa Menschen bei ihren Entwicklungs-Prozessen. Sie ist u.a. ausgebildet in der Individual-Psychologie Alfred Adlers sowie als Prozessbegleiterin nach Mendel. Ursprünglich war sie in der Wirtschaft tätig. Es war die Ausbildung zur Cranio-Sacral-Therapeutin 2001, die eine Entscheidung in ihr wachsen ließ: der eigenen Spiritualität Raum zu geben. Was in den 80ern und 90ern des vergangenen Jahrhunderts in der Wirtschaft unmöglich war, hielt nun Einzug in ihr Leben und ihre Arbeit. Auch wenn Inaqiawa bereits im ¿gesellschaftlichen¿ Rentenalter ist, gibt es keinen Gedanken an Ruhestand. Sie geht davon aus, dass wir alle in Zukunft älter werden können und hat für sich ein Mindestalter von 200 Jahren ins Auge gefasst. Es bleibt also noch sehr viel Zeit, um alles Wichtige und Nötige in die Wege zu leiten, damit ein guter Übergang in eine neue Zeit gelingen kann. Die Sehnsucht nach Frieden, Liebe und Verbundenheit bestimmen Inqiawas Werk.
Auf dem Bildschirm erscheint die Erdkugel, es ist Zeit für die Nachrichten: Die Frauen des Ältestenrates geben bekannt, dass es in den letzten fünfzig Jahren gelungen sei, die Vision der Erneuerung umzusetzen und die letzten Krisengebiete in diesem Jahr zu befrieden.
Dann wechselt das Bild auf eine blühende Landschaft. Der Kommentator erzählt, dass in den vergangenen Wochen die Restrukturierungsmaßnahmen im ehemaligen Sibirien und weiten Teilen der angrenzenden Gebiete abgeschlossen worden und somit die letzten sichtbaren Schäden an der Natur in dieser Region beseitigt worden seien. Auf dem Bild sind zufriedene Menschen zu sehen, die stolz und mit einem Lächeln auf ihren Gesichtern ihr neues Zuhause in wunderschön gestalteten Lehmhäusern präsentieren, in denen sie gemeinschaftlich leben. Eine Statistik taucht auf und zeigt an, dass der Gesundheitszustand der Menschen weltweit stabilisiert ist.
Der „Global-Balance-Rat für Gerechtigkeit und Gleichgewicht“ tagt wieder in den größeren Städten, um den einzelnen Regionen noch mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit zu ermöglichen und die globale Verbundenheit zu fördern. Im Nachspann werden wie immer Bilder aus einer besonderen Region gezeigt; diesmal ist es das neue Küstenland Nordeuropas. Wie jeden Abend bei dieser Bildfrequenz ist im Hintergrund wunderbare Musik zu hören, die
die Worte der Erkenntnis begleitet.
Merlina stellt den Apparat ab und schaut zu ihrer Großmutter, einer weisen und stolzen Frau in den Neunzigern. Sie stammt aus der letzten noch lebenden Generation derer, die mit ihren mutigen Taten die Weichenstellung vor fünfzig Jahren gewagt haben. Die Gefühle zu ihr sind warm und sehr herzlich. Es ist eine Mischung aus Bewunderung, Achtung, Respekt und einer großen Portion Dankbarkeit. Es sind nicht nur die Taten zur Zeit der Neustrukturierung, die Merlina so stolz auf ihre Großmutter sein lassen, Grandma war auch mit ihrer Lebensweisheit immer da, wenn sie sie brauchte. Ohne viel zu fragen, konnte sie bei ihr Unterschlupf finden. Sie hörte ihr stundenlang zu, wenn sie neue Ideen hatte und dafür ein Auditorium brauchte. Viele Dinge, die sie mit ihrer Mutter nicht besprechen wollte, waren bei Grandma gut aufgehoben.
Immer hatte sie ein wohlwollendes Wort, und wann immer sie aus der Mitte zu geraten schien, half ihr Grandma, zurückzufinden zur Ausgewogenheit und einem größeren Verständnis für die Entwicklung der Dinge. Die Liebe zu ihrer Großmutter ist unerschütterlich.
Merlina kann sich die Umstände der damaligen Zeit nicht wirklich vorstellen. Mit ihren zwanzig Jahren gehört sie bereits zur
dritten Generation, die das weibliche Prinzip lebt und damit den Planeten von einer großen Katastrophe weg- und zur Erneuerung hingeführt hat. Die alten Zeiten sind nicht nur fünfzig Jahre entfernt, es liegen so große Entwicklungssprünge dazwischen, die mit einfachen Worten kaum zu beschreiben sind. Es war in der Tat eine Revolution in buchstäblich letzter Minute. In einem gefühlsmäßig kaum nachvollziehbaren Zusammenspiel zwischen Mensch und Naturgewalt ist aus dem mutigen Entschluss der Frauen und einer großen geologischen Katastrophe ein fruchtbares Chaos
entstanden, welches die Menschheit vor die Entscheidung stellte, unterzugehen oder einen bis dahin noch nicht vorstellbaren Weg zu wählen, indem ein festgefahrenes System zum Zwecke der Balance
abgelöst und auf den Kopf gestellt wurde. Dadurch wurde dem Übergewicht des männlich linearen Denkens das weibliche
Prinzip entgegengestellt. Ein Kraftakt, der am Ende gelungen ist, den Fortbestand des Homo sapiens sicherte und diesen gleichzeitig auf eine höhere Ebene führte.
Merlina ist in diesem naturverbundenen, solidarischen und fördernden Gesellschaftsklima aufgewachsen und profitiert von den vielen Lernschritten der vorangegangenen Generationen. Für sie ist es selbstverständlich, eine Situation nicht aus ihrem persönlichen Muster des EGOs heraus zu betrachten, sondern adäquate Lösungen für gegebene Situationen zu finden. In ihrer Generation sind die psychologischen Therapeuten nur noch für die Prophylaxe als Anleitung präsent. Von Kindesbeinen an hat sie gelernt, mit ihren Bedürfnissen umzugehen, ihre Gefühle auszudrücken und ebenso mit den Gefühlen anderer achtsam zu sein. Diese jungen Menschen dürfen sich ihren Sehnsüchten bedingungslos stellen, ohne Kritik dafür zu ernten. Herzensenergie ist allgegenwärtig und bestimmt das Miteinander. Psychohygiene hat bei ihnen den gleichen Stellenwert
wie Zähneputzen. Die niedrige Geburtenrate, die durch das bewusste und gewollte Gebären von Kindern hervorgerufen ist,
gibt ihnen gleichzeitig das nötige Selbstwertgefühl und eine stabile Charakterbildung. Das Bewusstsein eines Lebens ganz im gegenwärtigen Augenblick hilft den jungen wie den älteren Menschen, präsent zu sein und wirklich zu leben und zu lieben. Anders als so viele Generationen in Jahrhunderten zuvor haben sie sich einen Zustand der Sorglosigkeit und des Friedens erschaffen. Der Druck früherer Zeiten ist verschwunden. Keine Jagd mehr nach Geld, keine Sorgen um Arbeitsplätze, kein Massensterben durch Kriege, Krankheiten und Gewalt. Keine Hungersnöte und keine Unterdrückung zerren mehr an ihren Kräften. Diese Generation kann ihre gesamte Energie für die Weiterentwicklung einsetzen
und sich um die wesentlichen Dinge eines Menschenlebens kümmern: um inneres Wachstum und geistige Entwicklung.
„Großmutter Quiery, du weißt, dass ich für die Fünfzigjahrfeier einen Beitrag vorbereiten möchte?“
„Ja, Merlina, und ich freue mich sehr darüber. Es ist schön, zu erleben, wie groß dein Interesse an den Ursprüngen der Erneuerungsgeschichte ist.“
Merlina weiß, dass Großmutter Quiery ihr gerne behilflich ist, die Vergangenheit besser zu verstehen. Viele Abende hatte sie bereits zugehört, wenn diese davon erzählte. Die Großmutter macht es sich in ihrem hohen Sessel bequem.
Sie braucht eine Weile, um sich in die alten Zeiten zurückzuversetzen. Auch sie hat die Entwicklung vollzogen und ist es kaum mehr gewohnt, so intensiv in die Vergangenheit einzutauchen. Für sie ist ein Leben in der Gegenwart, immer im Augenblick zu sein, selbstverständlich geworden. Es erscheint ihr wie eine andere Welt – es ist eine andere Welt.
Sie war damals in den Vierzigern und vom Elend auf dem Planeten zermürbt. Ihr Gefühl sagte ihr, dass sie entweder daran verzweifeln würde oder sich mit aller Kraft für eine Veränderung einsetzen müsse. Je mehr sie sich mit dem Zustand der Erde beschäftigte, desto deutlicher wurde ihr, dass es nicht um eine marginale Veränderung gehen würde. Wenn dem Leid insgesamt ein Ende gesetzt werden sollte, dann würde es nur über etwas sehr Radikales verwirklicht werden können. Zu viele kluge und gutmeinende Köpfe beiderlei Geschlechts hatten seit Jahrzehnten um Verbesserungen gerungen und es lediglich zu marginalen Veränderungen gebracht.
Das System war inhärent und ließ einfach keine wirkliche Erneuerung zu. Sie wunderte sich lange darüber, dass niemand das System als solches auf den Prüfstand stellte. Sie spürte und ahnte mit jeder Zelle ihres Daseins, dass etwas Grundlegendes geschehen müsste, damit dem Leid so vieler Menschen und dem Raubbau an der Natur ein Ende gesetzt werden könnte.
Die Generation ihrer Enkelkinder ist herangewachsen und wird, ihres Empfindens nach, die Gesellschaft in eine weitere, noch höhere Form des Daseins führen und das Werk ihrer eigenen Generation weiter vervollkommnen. Vielleicht ist es deshalb von großer Wichtigkeit, noch einmal die Zusammenhänge zu benennen und die letzten Puzzlesteinchen aneinanderzufügen.
Merlina setzt sich zu Grandmas Füßen, die Arme um die Beine geschlungen, und sie wartet – mit dem Rücken an die alte Kommode gelehnt – auf die Schilderung.
„Ich erzähle dir zuerst einmal etwas über das grundsätzliche Missverständnis und die Denkweise von damals, damit du überhaupt nachvollziehen kannst, was den Zeitgeist ausmachte und was ich damit meine, dass das männliche Prinzip das gesamte Denken und Handeln bestimmte. Heute wissen wir, dass die beiden Prinzipien des Weiblichen und des Männlichen komplementäre Systeme sind, die in ihrem Zusammenspiel Vollkommenheit entstehen lassen. Damals herrschte ein anderes Verständnis darüber. Die unterschiedlichen Eigenschaften wurden nicht als Ergänzung gesehen, sondern im Lichte des Konkurrenzgedankens gegeneinander ausgespielt. Der damalige Hang der Menschen, alles zu bewerten, brachte ein ‚Besser‘ und ein ‚Schlechter‘, ein ‚Richtig‘ und ein ‚Falsch‘ hervor. Es gab Unterscheidungen in wichtige und unwichtige Eigenschaften. Die sogenannten wichtigen wurden in den Vordergrund gestellt, und die sogenannten unwichtigen Eigenschaften wurden in ihrer Bedeutung abgewertet und unterdrückt.
Da die Welt vom männlichen Prinzip dominiert wurde, verwundert es wenig, dass es die Eigenschaften des weiblichen Prinzips waren, die eine Abwertung erfuhren. Im Grunde war es so, dass es nur ein männlich geprägtes Denken gab, und alles andere wurde daran gemessen, so als wäre das männliche Prinzip das Richtige und das weibliche Prinzip eine Abart davon.
Ich habe viele Vorträge gehalten, in denen ich immer wieder darauf hingewiesen habe, dass die Vollkommenheit nur durch ein perfektes Zusammenspiel aller Eigenschaften beider Prinzipien erlangt werden kann. Und dabei ging es mir in erster Linie darum, deutlich zu machen, dass es sich dabei um Prinzipien handelt und nicht darum, dass eine Frau nur so und ein Mann nur anders sein darf.
Das weibliche Prinzip ist nährend, bewahrend und empfangend. Es zeichnet sich durch seine Naturverbundenheit mit einem
starken Verständnis für zyklische Prozesse aus. Es benötigt keine Machtstrukturen und künstliche Hierarchien, um gelebt zu werden.
Solidarität und eine tiefe Verbindung mit ALLEM, WAS IST, waren den Menschen damals verloren gegangen. Auch das weibliche Prinzip kennt Zerstörung, jedoch immer nur im Kontext des Rhythmus von Geburt und Tod, von Kommen und Vergehen. Es war nicht so, dass das weibliche Prinzip ganz und gar vergessen war, doch durch die jahrhundertelange Abwertung dieser Eigenschaften fingen auch die Frauen an, das männliche Prinzip in sich selbst zu stärken und in den Vordergrund zu stellen. So entstand eine Gesellschaft mit einem Unglück bringenden Ungleichgewicht. Die
positiven Eigenschaften des männlichen Prinzips, als Ergänzung zum weiblichen, waren nicht länger positiv, sondern verloren an Qualität in ihrer Alleinherrschaft auf hochgradig neurotische Weise. Die Fähigkeit, zu beschützen, wurde in sinnlose Aggression verwandelt, die Gewalt in einem unerträglichen Ausmaß hervorbrachte. Die Zielstrebigkeit und Konzentration wurden zu einem ,immer schneller, immer mehr und immer größer‘, ohne jegliche Rücksicht auf Verluste. Ansporn und Wetteifer verloren ihren ermutigenden Charakter und wurden zu einer verbissenen Konkurrenz, die mehr Verlierer hervorbrachte, als eine Gesellschaft vertragen konnte. Der Wunsch nach Sicherheit und Auskommen
wurde zu einer Gier nach Profit. Materieller Besitz wurde zu einem Götzenbild.
Das ausschließlich lineare Denken des männlichen Prinzips hatte verheerende Auswirkungen. Nicht nur der christliche Glaube hatte sich angemaßt, die Männer über die Frauen zu stellen. Seit Jahrtausenden herrschte die Meinung, dass Frauen sich dem Manne unterordnen sollten und mussten. Ich weiß, dass dies für deine Ohren absurd klingen muss, aber so war es. Dieses Ungleichgewicht war geprägt vom absoluten Denken nach vorne, in dem Macht, Unterdrückung, Ausbeutung, Feindschaft, Kampf und vor allem eine große Gier eine übergeordnete Rolle spielten. Jahrzehnte vor meiner Geburt war der Planet bereits in ein Chaos verfallen.
Die Bodenschätze waren hemmungslos geplündert worden, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie die nachfolgenden Generationen mit den hinterlassenen Schäden umgehen würden. Menschen waren von ihrem Land vertrieben worden, nur um an die Bodenschätze zu gelangen. Im Vordergrund stand nicht die Sinnhaftigkeit des Tuns, sondern ausschließlich die Möglichkeit, mit diesen Bodenschätzen ein Vermögen zu machen – es war reine
Gier.
Sogar das Land, auf dem wir lebten, war in jemandes Besitz. Ja, meine liebe Merlina, das gab es wirklich, und das war auch ein wesentlicher Grund, warum im Zeitverlauf eine Erneuerung stattfinden musste, aber das erzähle ich dir später. Auf jeden Fall gehörte also das fruchtbarste oder für Gebäude lukrativste Land Menschen, die darüber entscheiden konnten, wie es verwendet werden sollte. Bodenschätze waren eine Art Privatbesitz und dienten nicht dem Wohl der Allgemeinheit, sondern dem Wohl von Unternehmen und damit letztlich dem Wohl einiger sehr weniger Menschen. Damals setztest du also deine Füße auf Eigentum anderer Menschen.
Damals war das normal, und es gab Grundstücksspekulationen, die dem männlichen Prinzip als Spielplatz dienten. Wenn etwas begehrt war, so stiegen die Preise dafür ins Unermessliche. Die Menschen hatten den Planeten zu ihrem Privatbesitz erklärt und unter sich aufgeteilt. Eine bereits damals recht hohe technische Entwicklung hielt die des Menschen nicht davon ab, auf der sozialen Ebene immer stärker zu regredieren. Im Gegenteil: Je weiter der technische Fortschritt voranging, desto mehr entfremdeten sich die Menschen von der Natur und ihrer Ganzheit. Ihnen ging das Gefühl verloren, ein Teil von allem zu sein. Je mehr sie sich separierten, desto einsamer wurden sie, was den leidvollen Kreislauf antrieb.
Die in Jahrmillionen entstandenen Bodenschätze waren in weniger als ein paar hundert Jahren fast völlig aufgebraucht, und es gab Kriege um die Länder, in denen sie noch vorhanden waren.
Diese Kriege lieferten für das lineare Denken ein weiteres Spielfeld: den nicht enden wollenden Drang, immer mehr und immer spezialisiertere Waffen zu entwickeln, zu erschaffen und auch zu benutzen. Das war ein unglaublich geldbringendes Geschäft.
Und damit die Notwendigkeit glaubhaft gemacht werden konnte, wurden Gefühle wie Angst und Neid geschürt. Es wurden Feinde erschaffen, die es gar nicht gab. Nationen zerstörten ihre eigenen Bauwerke und töteten dabei Tausende von Menschen, nur um es einem vermeintlichen Feind anzulasten und die Legitimation für noch absurdere Gesetze zu produzieren und die Macht damit an sich zu reißen oder zu erhalten.
Kriege in den armen Ländern, die reich an Bodenschätzen waren, wurden von den Industrienationen angezettelt, denn alle
Mächtigen hatten etwas davon: die Waffenlobby, die Banken, die Regierungen. Es waren absurde Zeiten. Der damals sogenannte technische Fortschritt wurde über alle Maßen gepriesen. Ein hochneurotisches System schaute nur nach vorne und hinterließ auf seinem Weg Schäden in unvorstellbarem Ausmaß. So, wie es im männlichen Prinzip vorgesehen ist, gab es nur Sieger oder Verlierer.
Ein Miteinander war schwer vorstellbar und hätte das Wettrennen um die erste Position gefährdet. Es war sehr wichtig, dass man zu den Ersten, zu den Siegern, gehörte. Und natürlich gab es sie auch, die Sieger. Es gab sogar Listen in Zeitungen darüber, wer in einem Jahr zu den 100 größten Siegern gehörte. Sogar eine Rangordnung wurde dazu veröffentlicht. Und verbunden war alles immer nur mit materiellem Reichtum, mit Vermögenswerten. Je mehr einer hatte, desto mehr ,Sieger‘ war er. Das lineare Prinzip tat sich schwer mit dem Gedanken, dass an erster Stelle das Gemeinwohl stehen
müsste. Ich hätte mir damals schon eine Liste gewünscht, in der die 100 sozialverträglichsten Menschen aufgelistet worden wären oder die Menschen, die in ihrer spirituellen Entwicklung für das Wohl des ganzen Planeten arbeiteten. Von denen gab es auch viele, doch sie wurden eher als Exoten und Spinner abgetan.
Das materielle System hinterließ viele Verlierer, sehr viele sogar.
In erster Linie waren es auf der ganzen Welt die Frauen, Kinder und Alten. Völkergruppen, die an dem Wettrennen aus vielerlei Gründen nicht teilnehmen konnten, gehörten zu den größten Verlierern dieses Systems. Viele dieser Volksgruppen hatten in sehr alten Zeiten hochentwickelte Kulturen. Ihr Wissen wurde vernichtet, ihre Kultur unterdrückt und ihre Lebensgrundlage zerstört.
Das lineare Denken hat es über viele Jahrhunderte geschafft, ganze Volksstämme auszurotten. Aber das begann viel, viel früher. In der Zeit des Umbruchs, der Erneuerung, wie wir es im weiblichen Prinzip nennen, geriet dieser Planet zunehmend in eine sehr ernst zu nehmende Krise.
Die Plünderung der Bodenschätze und Ressourcen hatte dazu geführt, dass große Landstriche verwüstet wurden. Erinnere dich an die Nachricht, die sie gerade über Sibirien brachten. Erst jetzt, mehr als fünfzig Jahre danach, haben wir die Schäden beseitigen können.
In vielen Ländern der Erde wurden unglaublich große Flächen an Waldgebieten gerodet, nur um darauf Rinder weiden zu lassen oder Nahrungsmittel anzubauen, die dann der westlichen Welt als Energie zum Autofahren zugeführt wurde. Das Perfide daran war, dass die Lebensmittel von hungernden und ausgebeuteten Menschen angebaut wurden. Als das damals so richtig an die Öffentlichkeit kam, wurde mir persönlich die ganze Perversion des Systems deutlich.
Die Erdölförderung zerstörte ganze Landstriche. Die ärmeren Länder bauten Pipelines, um das Öl über Tausende von Kilometern zu transportieren. Dabei verseuchten leck gewordene Trassen nicht selten Quadratkilometer um Quadratkilometer von Landfläche, und niemand kümmerte sich darum. Erforderlich wurde der hohe
Verbrauch der Energie, weil es immer nur um Wachstum ging.
Das männliche Prinzip bezeichnete ein Innehalten oder sogar ein Zurückschrauben von Bedürfnissen als Rückschritt. Damals war es üblich, die Bevölkerung mit dem Schlagwort von der Gefahr des Arbeitsplatzverlustes zu erpressen. Es gab keine Grundsicherung für Menschen ohne Arbeit. Es gab so etwas wie ein Sozialgeld für die ganz Armen der westlichen Länder, aber das reichte bei den stetig, ja explosionsartig steigenden Lebenshaltungskosten nicht aus, um aus der Armut herauszukommen.
Es gab eine Zeit, da waren davon in unseren Industriestaaten nur einige Menschen der untersten sozialen Schicht betroffen. Doch dann betraf es plötzlich auch eine ganz andere Menschengruppe. Wir nannten sie ,die Mittelschicht‘. Es waren gut ausgebildete Menschen, die zum großen Teil die Fünfzig bereits überschritten hatten und deren Erfahrungen auf dem schnelllebigen Arbeitsmarkt vermeintlich keinen Wert mehr darstellten. Es traf Menschen, die sich ein Häuschen gebaut hatten und dann plötzlich die steigenden Zinsen nicht mehr aufbringen konnten. Viele von ihnen mussten ihr Haus verkaufen, manche waren danach so hoch verschuldet, dass ihr sozialer Abstieg nicht mehr aufzuhalten war. Mit einem Mal kamen Menschen in diese Situation, die noch ein paar Jahre zuvor mit abwertendem Blick auf die sogenannten "Sozialhilfeempfänger" herabsahen. Nun gehörten auch sie dazu. Und in der restlichen Welt waren die Armen zu dieser Zeit dann keine Ausnahme mehr, sondern die weltweit steigenden Lebensmittelpreise und die vielen Spekulationen rund um die Lebensmittelproduktion machten Milliarden Menschen auf diesem Planeten zu hungernden Menschen. Mehr als ein Drittel der gesamten Weltbevölkerung hungerte!“
Quiery macht eine Pause. In ihr steigen alte Gefühle auf. Sie reibt sich die Augen und fährt sich mit den Händen durch das Haar. In diese unsägliche Vergangenheit wieder einzutauchen, kostet sie eine Menge Energie. Sie sieht die Kinder vor ihren Augen auftauchen, die ihr bei einem Besuch im afrikanischen Kongo mit großen hungrigen Augen begegnet sind. Kinder, die oft tagelang nichts zu essen hatten, mit aufgedunsenen Bäuchen und ansonsten abgemagert bis auf die Knochen. Damals konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Das Wissen, dass es nicht nur ein paar Kinder waren, zerriss ihr das Herz. Den Anblick der hilflosen Mütter hat sie nie vergessen. Und jetzt wundert sie sich, dass trotz all der Jahre dazwischen die Gefühle in ihr noch so präsent sind. Sie wendet sich wieder Merlina zu.
„Es wurden immer mehr Menschen geboren, besonders in den nicht so weit entwickelten Ländern. Die Bevölkerungsexplosion nahm stetig zu. Dafür gab es verschiedene Gründe. Zum einen sicher die Unterdrückung der Frauen, die nicht allein entscheiden durften, ob und wann sie Kinder gebären wollten. Zum anderen spielten auch die Religionen, insbesondere der christliche, katholische Glaube, eine große Rolle. Damals wurde die katholische Kirche von einem Mann in Frauenkleidern geführt, der als die Vertretung Gottes auf Erden angesehen wurde. Er lebte in einem eigenen Staat in Italien, dem sogenannten Vatikanstaat. Er verbot unter anderem die Geburtenkontrolle. So waren die Frauen in einem unüberwindbaren Zwiespalt gefangen, der aufgrund ihres Glaubens entstand. Und der christliche Glaube war weitverbreitet.
Fast zwei Jahrtausende lang war diese Kirche unterwegs und zwang viele Menschen in ihren Glauben. Sie hatte den Tod von Millionen von Menschenleben zu verantworten und schwer daran zu tragen.
Die Unterdrückung der Frauen wurde durch den unsäglichen Zustand des linearen Denkens aufrechterhalten.
Das weibliche Prinzip war fast völlig aus den Entscheidungsprozessen verschwunden, und so herrschten unkontrollierter technischer Fortschritt, Ausbeutung der Ressourcen, Zerstörung der Umwelt, Gewalt in all ihren Facetten, Spekulationen, Gier, Kriminalität, Korruption, Bevölkerungsexplosion, Nahrungsmittelverknappung und -verteuerung, Armut und Hunger. All dies trieb den Planeten in den Ruin.
Und als wäre das immer noch nicht ausreichend, gab es noch einen weiteren Spuk in diesem Gruselkabinett. Irgendwann kam irgendjemand auf eine Idee und nannte sie: Globalisierung. Dieses Wort und vor allem dessen konsequent betriebene Umsetzung allein unter dem Aspekt des ,immer mehr und immer schneller‘ wurde zu einem Schreckgespenst und zog sich wie ein Spinnennetz über den ganzen Planeten. Die Globalisierung wurde zu einem gigantischen Machtapparat. Einige wenige dominierten in dieser Zeit die Wirtschaft und Milliarden von Menschen. Die Sieger dieses schrecklichen Spiels wurden immer weniger und die Anzahl der Verlierer auf der anderen Seite immer größer. Dabei ist gegen eine positive Form der Globalisierung nichts einzuwenden. Mit den Eigenschaften des weiblichen Prinzips hätte eine Globalisierung
zur Lösung der dringendsten Probleme der damaligen Zeit beitragen können. Mit vereinten Kräften wären wir auch damals schon imstande gewesen, Hunger und Leid zu lindern. Globalisierung als Mittel, die Menschen darauf hinzuweisen, dass wir nicht getrennt voneinander sind und auch nicht so tun können, als ginge uns das Schicksal eines anderen Menschen oder Volkes nichts an – in einem solchen Sinne wäre Globalisierung ein Segen gewesen. Aber wie uns die Geschichte lehrt, brauchten die Menschen erst noch ein größeres Drama. Der Globalisierungsgedanke der alten Zeit war ein weiterer Beweis dafür, dass die Menschen sich in einer Art kollektivem Selbstbetrug befanden und einfach glaubten, was die Medien ihnen damals weismachen wollten.
Es mag paradox klingen, aber das wachsende Ausmaß der sich anbahnenden Katastrophe wurde für mich immer willkommener. Ich stand in der Mitte meines Lebens und war immer noch sehr risikobereit. Ich habe bereits in diesen Jahren fest daran geglaubt, dass alles Geschehen in der Welt seine Ordnung und Richtigkeit hat und dass das, was damals wie eine anbahnende Apokalypse aussah, sich dennoch wie eine Chance präsentieren würde.
Die Vorherrschaft des männlichen Prinzips hatte den Planeten ins Chaos gestürzt, und mit einer sanften Methode hätten wir die Welt niemals aus dem Dilemma befreien können. Eine Veränderung war nicht mehr mit ein bisschen Protest zu erreichen. Deshalb war die Zuspitzung, so katastrophal sie auch war, sehr nützlich und – im Nachhinein betrachtet – eine grandiose Chance.
Meine Großmutter hatte hundert Jahre zuvor bereits für die Frauen gekämpft. Dafür, dass Frauen Schulen besuchen dürfen,
dass sie zum Studium zugelassen werden, und dafür, dass sie nicht nur in der Ehe unter der Herrschaft eines Mannes eine Lebensberechtigung haben. Und später dann die Generation meiner Mutter, sie kämpfte für so etwas wie Gleichberechtigung. Und ja, es wurden marginale Erfolge verbucht, aber am Kern des Ganzen wurde nicht
gekratzt. Der wurde nicht infrage gestellt: die Alleinherrschaft des linearen Denkens des männlichen Prinzips als solches!
In meinen Dreißigern ging es schon nicht mehr darum, dass Frauen die gleiche Arbeit machen durften wie Männer und dafür
genauso viel Geld verdienen sollten, dass auch sie Karriere machen und über sich selbst bestimmen durften. Ganz langsam wuchs in einigen von uns die Gewissheit, dass es um das Prinzip, um das System als solches ging. Der Zug, auf dem wir saßen, fuhr symbolisch mit einer rasanten Geschwindigkeit auf eine Mauer zu, und wir wollten uns nicht mehr darüber unterhalten, wie beim Aufprall der Schaden minimiert werden könnte. Wir gaben uns nicht mehr damit zufrieden, darüber zu diskutieren, welche Umstände dazu geführt hatten, und schon gar nicht damit, dass wir diesen Zug weiterfahren lassen müssten, weil einige ihren Fahrpreis bereits entrichtet hatten und andere wiederum unbedingt zur Mauer wollten.
Eine kleine, aber ständig wachsende Gruppe von Frauen und übrigens auch Männern spürte intuitiv, dass ein anderes System gebraucht wurde. Eines, welches den Zug anhalten und den Passagieren eine lebenswertere Perspektive geben würde. Das lineare Prinzip hatte sich in seiner Monopolstellung über die Jahrtausende selbst ad absurdum geführt und war auf dem Weg, den Bankrott zu erklären. Nicht, dass es in dieser Form laut ausgesprochen wurde, aber geahnt haben es sehr viele. Nicht zuletzt auch einige der damaligen ,Gewinner‘. Und doch dauerte es noch eine Zeit, denn dieses männliche Prinzip ist in seiner Art inhärent und nährt sich aus sich selbst heraus – das hatten die vielen Bemühungen der Frauen vor
uns bewiesen.
Was wirklich zur Erneuerung führte, war die gute Vorbereitung dieser wachsenden Gruppe und ein Mix aus den jahrhundertelang verursachten Tragödien, die zu einem bestimmten Zeitpunkt kulminierten.
Eines dieser Ereignisse entstand durch die Klimakatastrophe.
Die Pole schmolzen schneller, als jede veröffentlichte Berechnung es vorausgesagt hatte, und ganze Küstenregionen der Kontinente verschwanden einfach im Wasser. Dazu kam ein vermehrtes Auftreten von verwüstenden Stürmen und Überschwemmungen durch ungekannt starke Regenfälle in Gebieten, in denen es früher kaum geregnet hatte. Ein zweites, zeitgleiches Ereignis war der Zusammenbruch der Luftblase ,globale Wirtschaft‘. Korruption, Spekulationen und ein unglaubliches Ausmaß an Geldgier ließen das fiktive Zahlengerüst in den Banken und in der Folge davon die gesamte Weltwirtschaft zusammenbrechen. Ausgangspunkt waren die Börsen, ein absoluter Spielplatz des männlichen Prinzips, ein
künstlich aufgeblasenes Gebilde von Zahlen und heißer Luft.
Vorausgegangen war die Erhöhung der Lebensmittelpreise für Grundnahrungsmittel, sodass sich mehr als ein Drittel der
gesamten Erdbevölkerung nicht einmal mehr das Notwendigste leisten konnte und der Hunger auf unserem Planeten ein kaum vorstellbares Ausmaß annahm. Nun gab es Milliarden Menschen auf dem Globus, die nichts mehr zu verlieren hatten, und im Schatten ihrer Verzweiflung wuchs ihr Mut. Und so standen sie auf und gingen auf die Straßen. Für sie war die imaginäre Mauer bereits erreicht.
Dann ging alles sehr schnell. Das Internet half unserer Gruppe bei der Verbreitung unserer Idee. Die Grundidee war sehr einfach und äußerst wirkungsvoll: Die Frauen auf dem ganzen Planeten verweigern sich, dem männlichen Prinzip weiter zu folgen – und Punkt! Mehr nicht! Aber dies konsequent.
Wir riefen die Frauen auf, sich zusammenzuschließen, ihre Kinder mitzunehmen und ihre Männer zu verlassen. Sie sollten sich in der Öffentlichkeit treffen, um innere Stärke zu entwickeln und sich gegenseitig zu unterstützen. Und wir forderten sie auf, dies über einen langen Zeitraum durchzuhalten, denn es würde in diesem Chaos Monate, wenn nicht Jahre dauern, bis alle Winkel des Planeten erreicht würden. Wir rechneten natürlich mit dem Widerstand der Männer. Aber das war gar nicht unser größtes Problem.
Zwei viel größere Probleme ergaben sich aus den Frauen selbst. Viele Frauen erinnerten sich zum einen nicht mehr, wie sie das weibliche Prinzip leben sollten und welche Vorteile es für sie hatte. Zum anderen gab es Millionen und Abermillionen von Frauen, die in ihrer Sozialisation bereits über Generationen das männliche Prinzip selbst lebten und es zu einer Art von Pseudogleichberechtigung gemacht hatten, um mithalten zu können – um in dieser vom männlichen Prinzip beherrschten Welt überhaupt eine Chance zu haben. Zudem gab es viele Frauen, die sich in ihrer anerzogenen Rolle mitsamt der Unterdrückung sogar vermeintlich wohlfühlten.
Das Chaos hat fünf Jahre gedauert, fünf lange Jahre! Was wir damals noch nicht ahnten, war die geologische Katastrophe, die uns – so erschien es uns – zur Hilfe kam. Es herrschte absolute Orientierungslosigkeit, und noch einmal blitzten alle negativen Eigenschaften des männlichen Prinzips auf: Habgier, Selbstsucht, Zerstörung. Viele Frauen jedoch hatten schnell begriffen, dass nicht mehr sie die Schwachen in diesem entstandenen Prozess waren, sondern der Großteil ihrer zurückgelassenen Männer.
Die natürliche Kooperation des weiblichen Prinzips und dessen unumstößlicher Wille zum Aufbau einer neuen, tauglicheren Gesellschaftsform half vielen Menschen in dieser Zeit. Die Menschen lernten ebenfalls sehr schnell, worin die Qualität des weiblichen Prinzips bestand und dass trotz einiger Grenzen das System tauglicher für den Fortbestand dieser Welt, der Natur und dem darin enthaltenen Menschen war. Die erneuerungswilligen Menschen verstanden diesen Umschwung als das Ausschlagen des gelösten Pendels in die andere Richtung. Es war ihnen klar, dass das Pendel eine ungewisse Zeit lang extrem in der anderen Stellung verharren musste, um eine Balance zu erschaffen, und sich erst danach im mittleren Feld einpendeln würde.“
Großmutters Begeisterung für diese Zeit schwingt deutlich in ihrer Stimme mit. Noch einmal wird ihr bewusst, welche großen
Anstrengungen damit verbunden waren und was für eine ungeheure Umwälzung es für den gesamten Planeten bedeutet hatte.
„Die Uhr konnte sprichwörtlich in die entgegengesetzte Richtung laufen. Es war die Chance, um Schäden zu reparieren und
um größere zu verhindern. Es war eine Chance, der Natur für eine Regeneration Zeit zu lassen und den bedrohten Tierarten eine Erholungspause zu verschaffen. Ob es je gelingen würde, war zu dem Zeitpunkt nicht absehbar, auch wenn wir es uns alle erhofften. Alle Besitzstandswahrer, alle Bedenkenträger und vor allem die Fantasielosen und Ängstlichen stimmten immer wieder dasselbe Lied an: Es könne so doch gar nicht funktionieren, es würde niemals klappen. Immer und immer wieder versuchte ich, diese Menschen mit ihren eigenen Bedenken zu konfrontieren und ihnen aufzuzeigen,
welches psychologische System dahintersteckte. Vor allem diese Gespräche waren eine sehr mühevolle und manchmal auch entmutigende Aufgabe.“
Grandma schaut aus ihren Gedanken auf und richtet ihren Blick auf Merlina. Auch sie war für einen Moment mit ihren Gedanken spazieren gegangen. Merlina bewundert ihre Großmutter dafür, dass sie so aktiv war und immer noch ist und dass sie eine derjenigen ist, die den Zug aufgehalten und zur Umkehr gezwungen haben.
Inzwischen ist es spät geworden, und obwohl Merlina noch so viel mehr wissen möchte, sieht sie ein, dass es für heute genug ist. „Das war bestimmt eine sehr schwere Zeit, oder?“
„Ja, Merlina, das war sie wohl, und das Wort ‚schwer‘ reicht allein für die Beschreibung dieser Zeit nicht aus. Sie war gefährlich, sie war äußerst anstrengend, und sie hat uns alle an unsere Grenzen geführt. Es war derzeit oftmals entmutigend und andererseits auch ebenso ermutigend. Die Zeit war entbehrungsreich im materiellen Sinne und gleichzeitig so bereichernd in Bezug auf das Gemeinschaftsdenken und den Zusammenhalt. Umbruchzeiten beinhalten
immer gleichzeitig das scheidende Alte und das kommende Neue und haben deshalb einen sehr chaotischen Charakter. Wenn jedoch das Chaos auf dem Höhepunkt ist, entsteht daraus ein Klima für Veränderung, und das nutzten wir. Schau dir die Welt an, in der du heute lebst. Wir können mit der Entwicklung wirklich zufrieden sein. Und jetzt, meine Liebe, ist es Zeit für mich, mich zurückzuziehen. Lass uns morgen weiterreden, ja?“
„Ja, gerne, Grandma. Ich danke dir sehr, und ich liebe dich für alles, was du bist und für mich und meine Generation geleistet
hast. Bis morgen. Schlaf gut!“
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